Souad Massi - Ô Houria - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 03.01.2011


Souad Massi - Ô Houria
Yasmine Georges

Sie versteht sich als "Botschafterin des modernen Arabiens". Tatsächlich entstaubt die Singer-Songwriterin traditionelle Rhythmen dank ihrer Vorliebe für Vielfalt und beweist damit, dass...




...klassische Melodien auch frisch und innovativ klingen können.

Souad Massi wurde 1972 in Bab el-Oued, einer Region in Algerien geboren. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf, der Vater arbeitete in einem Wasserwerk, die Mutter war Hausfrau. Souad und ihre fünf Geschwister standen schon früh unter dem Einfluss der Musik. Von ihrem Bruder an einer Kunst- und Musikschule in Algerien eingeschrieben, entschied sich Souad recht bald für eine MusikerInnenkarriere. An der Schule lernte sie Gitarre und widmete sich dem Studium der klassischen Musik. Durch einen Freund kam sie zur Countrymusik, später entdeckte sie weitere Genres wie Rock und Pop.

Nach ihrem Bühnendebüt 1989, nahm sich die Diplom-Urbanistin eine Auszeit von der Musik, da der erhoffte Erfolg ausblieb. Doch die Arbeit in einem Stadtplanungsbüro erfüllte Souad nicht und sie nahm erneut ihre musikalische Karriere auf. Sie wurde die Stimme der ersten algerischen Rockgruppe und trat auf diversen Festivals auf. 1998 erschien der erste Tonträger, auf dem die Sängerin solo zu hören war, in Algerien. Ein Jahr später wurde die Künstlerin zum Pariser Festival "Femmes d´Algérie" eingeladen. Neben Souad traten viele algerische Künstlerinnen auf, die nicht nur ihre Musik vorstellten, sondern sich auch für die Rechte der Frauen einsetzten.

Zu dieser Zeit wurde Universal Music auf die junge Sängerin aufmerksam. Zwei Jahre später erschien ihr melancholisches Debüt "Raoui", für das sie ein Jahr später mit dem "Prix de la Chanson Étrangère" und dem "Prix du Haut Conseil de la Francophonie" ausgezeichnet wurde. 2003 brachte sie "Deb" auf den Markt. Ein Album, in dem sie ihre vielfältigen musikalischen Einflüsse vereinte. 2006 folgte "Mesk Elil", eine Hommage an ihre Heimat Algerien.

Ihr viertes Album hat Souad Massi "Ô Houria" (dt.: Freiheit) genannt. Es vereint zwölf Songs, die politische Statements mit leicht fließenden Melodien verbinden. Sie singt nicht nur in ihrer Muttersprache, auch Französisch und Englisch ist zu hören, dabei streift sie Themen wie Liebe, Politik und dem kollektiven Streben nach Freiheit. "I can´t stand washing the dishes, ironing cooking [...]Ah if I was a man/ Ah I wouldn´t suffer so much injustice" heißt es auf "Samira Meskina", dem melancholichen Einstieg. "All Remains To Be Done", der zweite Titel, ist einer der tanzbarsten auf dem Album. Das arabisch-französische Duett hat sie mit dem Sänger Francis Cabrel eingesungen. Es vereint Country-Rhytmen mit orientalischen Klängen und ist daher bezeichnend für Souad Massis Talent zum Stilmix. Darum bemüht, sich ständig neu zu erfinden, bedient sie sich in den unterschiedlichsten Genres und kreiert dank dieser kreativen Neugier einen einzigartigen Sound.

Neben der Mehrheit an fröhlichen Songs, die zum Mitsingen anregen, runden zarte Balladen das Konzeptalbum ab. Ihre sonst eher kräftige Stimme hält Souad Massi auf diesen Nummern bewusst zurück. Die beiden letzten Tracks zeigen Massis sanfte Seite. Vor allem der Abschlusssong "Let Me Be In My Place", den sie zusammen mit Paul Weller singt, stimmt mit seiner ruhigen Melodie und dem melancholischen Gesang traurig und verabschiedet die HörerInnen mit einem Gefühl der Sehnsucht.

AVIVA-Tipp: Obwohl "Ô Houria" bereits ihr viertes Album ist, hat sich Souad Massi eine Leichtigkeit bewahrt, die ihren Songs ein sommerliches Feeling gibt. Unbekümmert klingt die Platte, erst beim genaueren Hinhören erkennt frau die verborgenen Botschaften und Souad Massis Kampf um Akzeptanz.

Souad Massi
Ô Houria (Liberty)

Label: Wrasse Records, VÖ: November 2010

Weitere Infos zur Künstlerin finden Sie unter:

www.souadmassi.net

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

"Térez Montcalm – Connection"

"Pilpel - Burning Sensation"



(Quellen: AVIVA-Berlin, Wrasse Records)


Kunst + Kultur

Beitrag vom 03.01.2011

AVIVA-Redaktion